Was machen Industrie-Kletterer genau?
Wir arbeiten an schwer zugänglichen Orten in großer Höhe oder an sehr tiefgelegenen Punkten. Zum Beispiel an Fassaden, Wohnhäusern jeder Größe, auf Sendetürmen, Dächern, Windkraftanlagen, in Industrieanlagen, Schächten, Lagerhallen, im Verkehrswegebau. Dort führen wir Inspektionen, Begutachtungen, Wartungs- oder Montagearbeiten aus.
Wo liegen die Vorteile beim Einsatz von Industriekletterern?
Wir arbeiten in der Regel schneller und mit geringerem technischen Aufwand als bei konventionellen Einrüstungen oder Hebe- bzw. Krantechnik, die für manche Gebäude oder Gebäudebereiche gar nicht zugänglich ist. Wir sind rasch vor Ort und praktisch sofort einsetzbar. In der Regel bedeutet das für unsere Kunden eine enorme Zeit- und Kostenersparnis, kürzere Betriebsunterbrechungen oder Verkehrsbehinderungen.
Wie läuft so ein Kletterauftrag typischerweise ab?
Nach einem kurzen Kontakt und groben Auftragsbeschreibung, erhalten wir von Ihnen Fotos, Detailinformationen über den gewünschten Einsatz meist per E-Mail. Um uns ein genaues Lage- und Einsatzbild zu verschaffen, besichtigen wir das Objekt, worauf dann ein unverbindliches Angebot erstellt werden kann. Bei umfangreichen Projekten stimmen wir mit Ihnen ein genaues Pflichtenheft ab.
Nach schriftlicher Auftragserteilung und Terminvereinbarung bereiten wir den Einsatz vor. Eine Gefährdungsbeurteilung und Durchführungsplanung ist Pflicht. Dann erledigen wir den „Job“ routiniert und effektiv. Die Ein- und Abrüstzeiten – wenn man bei der Seilzugangstechnik überhaupt von Einrüsten sprechen kann – sind erstaunlich gering. Bei Prüf- und Inspektionsaufträgen, stellen wir Ihnen nach dem Einsatz eine Dokumentation in gewünschter Form zur Verfügung.
Lohnen sich Industriekletterer auch für kleinere Aufgaben?
Ja, natürlich. Es gibt Tage, da finden Sie uns an drei, vier Einsatzorten. Wir arbeiten effektiv und schnell, aber nicht auf Kosten der Sicherheit.
Was sagen die Bezeichnungen Level 1, 2 und 3 über die Qualifikation der Höhenarbeiter aus?
Höhenarbeiter im Sinne dieser Richtlinie sind geschulte und zertifizierte Anwender von Seilzugangs- und Positionierungstechniken im gewerblich-industriellen Bereich. Folgende Qualifikationen werden ausgebildet:
Level 1: Die Höhenarbeiter haben Grundkenntnisse in vertikalen Zugangsverfahren und Arbeitsplatzpositionierung.
Level 2: Die Höhenarbeiter besitzen erweiterte Kenntnisse über Level 1.
Level 3: Mit der höchsten Stufe qualifizieren sich Höhenarbeiter als Aufsichtsführende für die arbeitssichere Durchführung auf einer Höhenbaustelle. Sie sind ausgebildet in erweiterten vertikalen, horizontalen und diagonalen Zugangsverfahren, sowie Vorstiegstechniken.
In den einzelnen Ausbildungsstufen Level 1–3 erlernen die Anwender neben den jeweiligen Zugangsverfahren auch die Maßnahmen für eine spontane Rettung von Anwendern bei auftretenden Notfällen.
Was ist eigentlich die Seilzugangstechnik?
Die Seilzugangstechnik, auch Seilzugangs- und Positionierungstechniken (SZP), international Rope Access genannt, eignet sich als Zugangsverfahren nicht nur für Arbeiten an hoch gelegenen und schwer zugänglichen Arbeitsplätzen beispielsweise für Inspektionen, Montagen und Reparaturen an Windenergieanlagen, Kirchtürmen, Hochhaus-Fassaden, Stadion-Dächern sondern auch für Arbeiten in der Tiefe, wie zum Beispiel in Brunnen- oder Revisionsschächten. Die Seilzugangs- und Positionierungstechnik ist eine schnelle, flexible und kostengünstige Alternative zu Gerüst oder Arbeitsbühne, um den jeweiligen Arbeitsort zu erreichen.
(Quelle: FISAT.de)
Wie sicher ist Seilzugangstechnik und wie funktioniert sie?
Egal wie hoch oder tief oder kompliziert der Zugang zum Objekt ist, unsere Arbeiten führen wir unter höchsten Sicherheitsstandards aus. Wir sind zertifizierte Industriekletterer und Mitglied des Berufsverbands FISAT. Zur Absturzsicherung wird aus Sicherheitsgründen im Gegensatz zum Sportklettern ausnahmslos mit einer zweiten Sicherung gearbeitet.
Das zentrale Thema bei der Anwendung der Seilzugangstechnik ist also das redundante System: Die Höhenarbeiter, auch Industriekletterer oder Seilarbeiter genannt, positionieren sich für Arbeiten an hoch gelegenen Orten immer mit Hilfe von zwei Systemen beziehungsweise zwei Seilen: dem Tragseil und dem Sicherungsseil. An dem Tragseil steigt der Seilarbeiter auf oder seilt sich ab, um sich an der jeweiligen Arbeitsstelle zu positionieren. Das Sicherungsseil ist nur dazu da, den Seilarbeiter im Notfall aufzufangen. Jeder Höhenarbeiter ist also immer doppelt gesichert.
Um den fachgerechten Umgang mit den beiden Systemen sowie die Rettung von Kollegen zu erlernen, muss jeder Höhenarbeiter eine Ausbildung durchlaufen und schließlich eine Prüfung ablegen.
Aber nicht nur die Anwender der Seilzugangstechnik, sondern auch die verwendeten Einzelkomponenten müssen für den Gebrauch zugelassen sein: Das betrifft beispielsweise den Gurt, die Seile und die Karabiner.
Bevor es schließlich an die Arbeit geht, schaut sich der Aufsichtführende Höhenarbeiter die Baustelle an und erstellt eine objektbezogene Gefährdungsermittlung. Dann arbeitet der Aufsichtführende die objektbezogene Betriebsanweisung aus, in der die Zugangswege, Anschlagpunkte, Arbeitsorte und eventuelle Rettungen beschrieben werden. Da die normalen Rettungsdienste nicht an die Arbeitsorte von Höhenarbeitern gelangen können, werden Rettungen von Kollegen durchgeführt. Darum arbeiten Höhenarbeiter immer im Team.
Gibt es für die Seilzugangstechnik eine gesetzliche Regelung?
Das Arbeiten am Seil ist sowohl in Europa als auch in Deutschland gesetzlich geregelt. Für Europa gibt es die Richtlinie 2009/104/EG, die in Deutschland in der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) umgesetzt wurde. Diese besagt, dass die Seilzugangstechnik angewendet werden darf, „wenn die Gefährdungsermittlung ergibt, dass die betreffende Arbeit sicher durchgeführt werden kann.”